Modernisierung von Aufzugsanlagen
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Modernisierung von Aufzugsanlagen
Aufzüge sind integraler Bestandteil moderner Gebäude und sichern die vertikale Mobilität in Wohn-, Büro- und Gewerbeimmobilien. Ihre Verfügbarkeit beeinflusst maßgeblich die Nutzbarkeit und den Wert einer Immobilie. In Deutschland sind über 700.000 Aufzugsanlagen in Betrieb – überwiegend Personenaufzüge. Ernsthafte Unfälle sind dabei äußerst selten; vielmehr erwarten Nutzer selbstverständlich einen zuverlässigen 24/7-Betrieb der Anlagen. Kommt es doch zu einem Ausfall, gerät der Betreiber schnell unter Handlungsdruck, denn Stillstände führen sofort zu Ärger bei Mietern, Besuchern oder Mitarbeitern. Insbesondere in Hochhäusern oder Spezialgebäuden gelten Aufzüge als kritische Infrastruktur, da sie den Transport von Personen, Equipment, Waren und Mobilitätseingeschränkten sicherstellen.
Auch wirtschaftlich sind Aufzüge relevant. Sie tragen erheblich zum Gebäudekomfort und -image bei und steigern dessen Attraktivität für Mieter und Käufer. Eine moderne, energieeffiziente Anlage kann zudem Betriebskosten senken und den Immobilienwert steigern. Andererseits verursachen Aufzüge über ihren Lebenszyklus hinweg beträchtliche Kosten: Neben Anschaffung schlagen vor allem Wartung, Instandhaltung und Energiekosten zu Buche. Je älter eine Anlage wird, desto öfter fallen Reparaturen an und desto höher können die Ausgaben für Betrieb und Ausfallzeiten klettern. Die Betreiber stehen somit vor der Herausforderung, den optimalen Zeitpunkt für eine Modernisierung zu erkennen, um Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und Komfort im Gleichgewicht zu halten. Die Aufzugsmodernisierung steht vor einer spannenden Zukunft: Digital, intelligent, vernetzt und vollständig in das Smart Building integriert. Für Betreiber bedeutet dies, dass ein Aufzug künftig nicht mehr isoliert betrachtet wird, sondern als Teil eines ganzheitlichen Mobilitäts- und Gebäudesystems. Die Modernisierung von heute schafft dafür die Grundlage, indem sie die analogen Altanlagen in digitale Aufzüge verwandelt. So wird der Fahrstuhl zum „Smart Lift“, der barrierefrei, energieeffizient und vorausschauend gewartet die nächste Generation der Gebäudenutzung unterstützt.
- Rechtliche
- Indikatoren
- Wirtschaftlichkeitsanalysen
- Entscheidungskriterien
- Technologische
- Planung
- Nachhaltigkeit
- Ausblick
Rechtliche und normative Rahmenbedingungen
Betreiber von Aufzugsanlagen unterliegen umfangreichen gesetzlichen Pflichten. Zentral ist in Deutschland die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV), welche Aufzüge als „überwachungsbedürftige Anlagen“ behandelt. Seit der Novellierung 2015 wurden die Vorschriften deutlich verschärft. Aufzüge gelten nun weitgehend als Arbeitsmittel im Sinne des Arbeitsschutzes, was zu strikteren Prüf- und Instandhaltungspflichten führt. Anlagen werden regelmäßiger und gründlicher von zugelassenen Überwachungsstellen (ZÜS, z. B. TÜV oder DEKRA) geprüft, und Modernisierungen sowie moderne Notrufsysteme sind zur Pflicht geworden. Der Betreiber muss mindestens einmal jährlich eine Haupt- und Zwischenprüfung durch eine ZÜS veranlassen. Entscheidend ist, dass der Stand der Technik zum Zeitpunkt der Prüfung gilt – nicht der der Erstinbetriebnahme. Wird eine Abweichung von aktuellen Sicherheitsstandards festgestellt, besteht Handlungsbedarf, da der Aufzug gemäß BetrSichV dem aktuellen Stand der Technik entsprechen muss. Die meisten Altanlagen erfüllen diese Vorgabe nicht vollumfänglich und müssen daher technisch oder organisatorisch nachgerüstet werden. Gefährliche Mängel, die nicht fristgerecht behoben werden, können zur Stilllegung durch die Behörde führen. Betreiber haften für Unfälle infolge veralteter Technik oder mangelhafter Wartung nun wie Arbeitgeber nach Arbeitsschutzrecht. Das Unterlassen vorgeschriebener Instandhaltungsmaßnahmen stellt sogar eine Ordnungswidrigkeit dar.
Parallel zur BetrSichV regelt die europäische Aufzugsrichtlinie 2014/33/EU (auch „Aufzugsgrundgesetz“) die Anforderungen an neu in Verkehr gebrachte Aufzüge und Sicherheitsbauteile. Sie definiert grundlegende Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen und wird durch die Normenreihe DIN EN 81 konkretisiert. EN 81-20/50 legen seit 2017 die technischen Konstruktions- und Prüfvorschriften für Neuanlagen fest. Bestandsanlagen, die wesentlich verändert werden, müssen ggf. an diese Anforderungen angepasst werden. Für bestehende Aufzüge empfiehlt die Norm DIN EN 81-80 („SNEL“) Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit. Diese Norm listet 74 typische Gefährdungen alter Aufzüge in Europa auf und enthält eine Checkliste zur Identifizierung von Risiken sowie Beispiel-Maßnahmen zu deren Beseitigung. Bei konsequenter Anwendung können Betreiber so schrittweise den Stand der Technik annähern. Weitere wichtige Regelwerke sind die Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS), insbesondere TRBS 3121 „Betrieb von Aufzugsanlagen“, welche die BetrSichV konkretisieren. Sie geben anerkannte Regeln der Technik und Arbeitsmedizin vor und erleichtern die Gefährdungsbeurteilung durch praxisnahe Vorgaben. So schreibt TRBS 3121 z. B. ausdrücklich vor, dass Betreiber jederzeit eine Befreiung eingeschlossener Personen sicherstellen müssen (Notbefreiungskonzept). Des Weiteren existieren Normen zu speziellen Aspekten, etwa DIN EN 81-70 für Barrierefreiheit (z. B. Ausstattung für Personen mit Behinderung), DIN EN 13015 für die Instandhaltung von Aufzügen, oder VDI-Richtlinien wie VDI 4707 bzw. DIN EN ISO 25745 zur Energieeffizienzklassifizierung von Aufzügen.
Es bildet dieser normative Rahmen den Maßstab, an dem Modernisierungsbedarf gemessen wird. Betreiber sollten ihn genau kennen. Sobald Sicherheitsdefizite relativ zum aktuellen Stand der Technik auftreten, sind Nachrüstungen oder Modernisierungen geboten. Die Rechtslage lässt zwar meist Übergangsfristen und Ermessensspielräume (es besteht keine generelle Nachrüstpflicht „sofort“ für Altanlagen), aber im Schadensfall haftet der Betreiber voll, falls vermeidbare Risiken bestanden. Im nächsten Kapitel werden praktische Indikatoren vorgestellt, anhand derer Betreiber den Modernisierungsbedarf ihrer Anlage erkennen können.
Indikatoren für die Notwendigkeit einer Modernisierung
Nicht jede Aufzugsanlage benötigt nach einer festen Anzahl von Betriebsjahren automatisch eine Erneuerung – tatsächlich können gut gewartete Wohnhausaufzüge 30+ Jahre laufen, wohingegen in stark frequentierten Gebäuden (Hotels, Büros) schon nach 10–15 Jahren Modernisierungsbedarf entstehen kann. Es kommt auf den Zustand an. In der Praxis haben sich jedoch fünf Hauptindikatoren herauskristallisiert, die zuverlässig darauf hinweisen, dass ein Aufzug am Ende seines Lebenszyklus angekommen ist oder zumindest eine Teilmodernisierung ratsam wäre. Die folgenden Unterkapitel beschreiben diese Indikatoren im Detail:
Mängel bei der Aufzugsprüfung
Wiederkehrende Mängelberichte durch ZÜS-Prüfungen sind ein klares Alarmsignal. Betreiber müssen gemäß BetrSichV jährlich eine Haupt- und Zwischenprüfung durchführen lassen. Stellt der Prüfer dabei Abweichungen vom aktuellen Stand der Sicherheit fest – also Defizite gegenüber den geltenden Normen und Vorschriften – besteht unverzüglicher Handlungsbedarf. Typische Beispiele: Notbremssysteme oder Türschutzeinrichtungen, die nicht den heutigen Anforderungen entsprechen, fehlende Zweiweg-Notrufeinrichtungen oder unzureichende Schachtzugänge. Kleinere Abweichungen können oft durch organisatorische Maßnahmen oder Nachrüstkits behoben werden (z. B. Nachrüstung eines Notruftelefons, Installation zusätzlicher Schutzeinrichtungen). Liegen jedoch gefährliche Mängel vor oder häufen sich viele Beanstandungen in puncto Verschleiß und Sicherheit, wird eine umfassende Modernisierung schnell wirtschaftlicher als eine Flickreparatur aller Einzelpunkte. Denn die Nachrüstpflichten summieren sich sonst und der Aufzug droht bei Fristversäumnissen stillgelegt zu werden. Dieser Indikator geht Hand in Hand mit der Gefährdungsbeurteilung: Wenn die Risikoanalyse gemäß BetrSichV hohe Risiken ergibt, muss nachgebessert werden. Moderne Aufzüge erfüllen grundsätzlich den Stand der Technik – alte Anlagen hingegen weisen oft eine Sicherheitslücke nach der anderen auf. Hier sollte der Betreiber frühzeitig einen Modernisierungsplan entwickeln, bevor die Behörde es verlangt.
Häufige Ausfälle und steigende Kosten
Ein weiterer wichtiger Indikator sind vermehrte Betriebsstörungen und wachsende Instandhaltungskosten. Wenn die Anlage immer häufiger ausfällt, längere Stillstandzeiten auftreten und der Techniker quasi Stammgast ist, spricht dies für ein Erreichen der Verschleißgrenze. Die Auswertung von Störungsmeldungen und Reparaturrechnungen der letzten Monate gibt Aufschluss: Nehmen ungeplante Reparaturen und Notfalleinsätze stetig zu? Steigen die Wartungs- und Reparaturkosten signifikant?. Bei alten Aufzügen schlagen Ersatzteile oft besonders teuer zu Buche, da sie nicht mehr am Lager sind und speziell angefertigt werden müssen. Einige Komponenten (z. B. elektronische Steuerungen oder Antriebe) werden vom Hersteller eventuell gar nicht mehr unterstützt. So können allein die Materialbeschaffung und verlängerte Ausfallzeiten enorme Kosten verursachen. Wirtschaftlichkeitsberechnungen zeigen in solchen Fällen häufig, dass eine Modernisierung günstiger kommt als ein „Weiterwurschteln“: Neue Komponenten haben Gewährleistung und benötigen seltener Reparaturen. Zudem ermöglicht eine Modernisierung oft den Wechsel auf offene, herstellerunabhängige Systeme, wodurch künftige Wartungsverträge im Wettbewerb günstiger abgeschlossen werden können. Summa summarum gilt: Wenn der Aufzug zunehmend zum Störfaktor und Kostenfresser wird, sollten Betreiber ernsthaft über eine Modernisierung (oder gegebenenfalls kompletten Austausch) nachdenken, bevor ein plötzlicher Totalausfall sie dazu zwingt.
Offensichtlicher Verschleiß
Nicht zu unterschätzen ist der sicht- und hörbare Zustand der Aufzugsanlage. Äußere Verschleißanzeichen liefern oft Hinweise auf den technischen Zustand. Beispiele sind abgenutzte oder beschädigte Kabinenausstattungen: Zerkratzte Wandpaneele, verblasste oder vandalierte Bedientableaus, flackernde oder veraltete Beleuchtung in der Kabine, unangenehme Gerüche – all dies deutet darauf hin, dass der Aufzug in die Jahre gekommen ist. Auch ungewöhnliche Geräusche oder Vibrationen im Betrieb sind Warnsignale. Quietschen, Ruckeln oder lautes Rattern entstehen nicht in einer intakten Anlage und deuten oft auf mechanischen Verschleiß (z. B. abgenutzte Führungsstücke, Getriebeprobleme) hin. Zwar ist das Alter allein kein ausreichender Maßstab – die Nutzungsintensität spielt eine große Rolle – jedoch erreichen viele Komponenten nach 20–30 Jahren ihre Verschleißgrenze. In Bürohochhäusern kann dies bereits nach 10–15 Jahren passieren, während ein Wohnhausaufzug mit guter Wartung auch 30+ Jahre schafft. Betreiber sollten also regelmäßig den Zustand der Kabine und der Fahrt überprüfen: Fährt der Aufzug sanft und hält exakt auf Etagenhöhe? Sind Türbewegungen gleichmäßig? Ist der Kabinenboden, Handlauf oder Spiegel stark abgenutzt? Solche Faktoren beeinflussen nicht nur Sicherheit (Stolpergefahr bei unebenem Halt etc.), sondern auch das Vertrauen der Nutzer. Eine abgewohnte Optik kann zu einem schlechten Image der Immobilie beitragen. Umgekehrt wertet eine moderne, saubere Aufzugskabine das Gebäude deutlich auf. Deshalb empfiehlt es sich, im Zuge einer technischen Modernisierung immer auch die Optik zu erneuern. Zusammenfassend gilt: Offenkundiger Verschleiß an Technik oder Kabine ist ein Hinweis, den Aufzug durch modernisierte Komponenten (Antrieb, Steuerung, Türen) und eine Kabinensanierung wieder auf den aktuellen Stand zu bringen, bevor Sicherheitsprobleme auftreten.
Anbindung an die digitale Infrastruktur
In Zeiten der Digitalisierung wird auch der Aufzug Teil der vernetzten Gebäudetechnik. Digitale Funktionen und Services sind heute Stand der Technik im Aufzugsbau. Ältere Aufzüge ohne entsprechende Ausstattung können weder von den Vorteilen der Fernüberwachung profitieren noch lassen sie sich in Smart-Building-Systeme integrieren. Eine Modernisierung ist angezeigt, wenn eine Anlage bislang offline arbeitet, da moderne Aufzüge über Remote-Monitoring, IoT-Sensorik und Vernetzung verfügen sollten. Beispielsweise ermöglichen digitale Steuerungen eine 24/7-Fernwartung, bei der alle wesentlichen Parameter der Anlage kontinuierlich überwacht werden. Servicezentralen können im Störfall automatisch alarmiert werden und auf Basis der Diagnosedaten schneller reagieren. Dadurch verkürzen sich Reaktionszeiten drastisch – der Techniker ist oftmals Stunden früher vor Ort als bei herkömmlicher Meldung durch Nutzer. Auch die vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) wird erst durch Digitalisierung möglich: Sensoren überwachen z. B. Schwingungen, Türzyklen, Motortemperaturen usw., um Anomalien frühzeitig zu erkennen. Große Hersteller haben hierfür IoT-Plattformen entwickelt (z. B. Otis ONE, Schindler Ahead, KONE 24/7), die Millionen von Aufzügen weltweit in Echtzeit überwachen und predictive insights liefern. Solche Systeme erhöhen die Verfügbarkeit und Sicherheit und ermöglichen transparente Informationen für Betreiber und Nutzer. Ein Altaufzug kann an diese digitale Welt oft nur durch Erneuerung der Steuerung und Kommunikationssysteme angebunden werden. Hinzu kommt, dass auch digitale Notrufsysteme heute Pflicht sind – ein Aufzug ohne automatisches Notruftelefon (statt nur Glocke) entspricht nicht mehr den Vorschriften. Zusammengefasst: Wer seine Aufzüge noch nicht vernetzt hat, sollte eine Modernisierung in Betracht ziehen, um Fernwartung, effiziente Betreiberaufgaben und höhere Verfügbarkeit zu realisieren. Dies macht den Betrieb nicht nur komfortabler, sondern reduziert langfristig Kosten und Ausfallzeiten.
Veränderungen in der Gebäudenutzung
Gebäude sind einem Wandel unterworfen – und mit ihnen ändern sich die Anforderungen an die Aufzugsanlagen. Ein Indikator für Modernisierungsbedarf sind daher Nutzungsänderungen oder neue Anforderungen im Gebäude. Häufige Situation: Ein ehemals reines Bürogebäude wird in Wohnapartments umgewandelt, ein Lagerhaus wird zum Büroloft, oder ein Wohngebäude soll barrierefrei für Senioren werden. Solche Umwidmungen bringen veränderte Förderkapazitäten, Nutzlasten und Komfortanforderungen mit sich. Beispielsweise steigt in Wohngebäuden die Anforderung an Barrierefreiheit – Türen müssen breiter sein, die Kabine rollstuhlgerecht, die Bedienelemente behindertengerecht (siehe EN 81-70). Bestehende Aufzüge können diese Anforderungen oft nur durch Modernisierung erfüllen. Beispiel: Bei einer geplanten Nutzung als Seniorenresidenz sollten BedienTableaus tiefer angebracht und mit Brailleschrift ausgestattet sein, die Kabine ggf. mit Spiegel, Sitz und Handlauf nachgerüstet werden, und akustische Etagenansagen installiert sein. Hohe Verkehrsaufkommen durch geänderte Nutzung (etwa ein öffentlich zugängliches Café im obersten Stock) können eine leistungsfähigere Steuerung oder sogar eine Kapazitätserhöhung nötig machen. Viele Aufzugsschächte bieten tatsächlich reserven für größere Kabinen und Türen, die im Zuge einer Modernisierung erschlossen werden können. So lässt sich etwa durch schmalere Wandverkleidungen oder kompaktere Technik eine breitere Türöffnung realisieren. Auch Performance-Upgrades sind denkbar: Moderne Gruppensteuerungen optimieren den Personentransport, was bei geänderten Nutzungsprofilen (z. B. Stoßzeiten) relevant ist. Nicht zuletzt spielt Energieeffizienz eine Rolle: Wird ein Gebäude energetisch saniert, sollte der Aufzug einbezogen werden – durch eine Modernisierung lässt sich der Energieverbrauch deutlich senken. Zusammengefasst: Wenn das Gebäude heute anders genutzt wird als zur Installationszeit des Aufzugs oder neue Zielgruppen (Senioren, Mieter mit Kinderwagen etc.) hinzukommen, ist dies ein starker Anlass, die Aufzugsanlage durch geeignete Modernisierungsmaßnahmen an die neuen Anforderungen anzupassen. So bleiben sowohl Sicherheit als auch Komfort und Effizienz auf der Höhe der Zeit.
Es sei betont, dass schon ein einzelner dieser Indikatoren ein Modernisierungsprojekt begründen kann. Treten mehrere gleichzeitig auf – etwa gehäufte Störungen und ein negativer ZÜS-Bericht – so ist es meist höchste Zeit zu handeln. Andernfalls riskiert man einen Totalausfall mit anschließender aufwendiger Notsanierung. Im nächsten Kapitel werden Methoden vorgestellt, um die Wirtschaftlichkeit einer Modernisierung zu bewerten und die Investition rational zu planen.
Wirtschaftlichkeitsanalysen: Lebenszykluskosten, ROI, TCO und Amortisationszeitpunkt
Die Entscheidung für eine Modernisierung muss nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich fundiert sein.
Hierzu stehen verschiedene betriebswirtschaftliche Analyseinstrumente zur Verfügung, insbesondere die Betrachtung der Lebenszykluskosten, Berechnung von Total Cost of Ownership (TCO), Return on Investment (ROI) und die Ermittlung des Amortisationszei
Lebenszykluskosten (Life Cycle Costs, LCC): Darunter versteht man alle Kosten, die über die gesamte Lebensdauer einer Anlage anfallen. Bei Aufzügen umfasst dies Anschaffungskosten (Planung, Installation), laufende Betriebskosten (Energieverbrauch, Wartung, Prüfungen, Versicherung) sowie Instandsetzungskosten und ggf. Entsorgungskosten am Lebensende. Eine Modernisierung beeinflusst die LCC in zweierlei Hinsicht: Zum einen fallen Investitionskosten für das Modernisierungsprojekt selbst an; zum anderen können in der verbleibenden Restlebensdauer der Anlage Kosten eingespart werden (z. B. geringerer Energieverbrauch, weniger Reparaturen, niedrigere Wartungsverträge dank neuer Komponenten). Um die Wirtschaftlichkeit zu beurteilen, wird häufig ein Szenarienvergleich durchgeführt: Szenario A – Weiterbetrieb ohne Modernisierung (mit steigenden Wartungs-/Störungskosten), vs. Szenario B – Modernisierung jetzt (Investition + dann niedrigere Folgekosten). Dieser Vergleich über einen Zeitraum von z. B. 10 oder 20 Jahren zeigt, welches Szenario kostenseitig vorteilhafter ist. Typischerweise ist eine Modernisierung mit höheren Anfangskosten verbunden, amortisiert sich aber durch reduzierte Betriebskosten über die Jahre. Eine komponentenweise Betrachtung kann zeigen, wo die größten Einsparpotenziale liegen: Bei häufig genutzten Aufzügen machen die Energiekosten einen erheblichen Anteil der LCC aus – hier bringt z. B. ein moderner Antrieb mit Regenerationsmodul und LED-Beleuchtung auf Dauer signifikante Einsparungen. Bei selten genutzten Anlagen dominieren eher Fixkosten wie Grundwartung, hier wiegen Einsparungen durch höhere Zuverlässigkeit (weniger teure Reparaturen) oder längere Wartungsintervalle schwer.
Total Cost of Ownership (TCO): Ähnlich wie LCC betrachtet TCO alle Kosten, allerdings oft aus der Eigentümerperspektive über einen bestimmten Betrachtungszeitraum. Im Kontext einer Aufzugsmodernisierung werden die TCO vor und nach der Maßnahme verglichen. Dazu zählt man zur Anschaffung des Aufzugs (bzw. Modernisierungskosten) die erwarteten Betriebskosten über z. B. 5 oder 10 Jahre. Ein niedrigerer TCO nach Modernisierung wäre ein ökonomisches Ziel. Beispielsweise kann sich zeigen, dass der TCO einer 20 Jahre alten Anlage über die nächsten 10 Jahre höher wäre als der TCO einer modernisierten Anlage, weil die alte Anlage hohe Störungs- und Energiekosten verursacht. TCO-Rechnungen beziehen auch „weiche“ Kosten mit ein, z. B. Einnahmeausfälle durch Mietkürzungen bei häufigen Aufzugsausfällen oder erhöhte Versicherungskosten bei älteren Anlagen. Ebenso fließen mögliche Restwerte ein: Eine modernisierte Anlage erhöht den Immobilienwert; eine ganz alte Anlage kann im Gegenteil den Wert mindern. Diese Faktoren können in die Gesamtkostenbetrachtung integriert werden.
Return on Investment (ROI): Der ROI drückt aus, wie viel Rendite eine Investition abwirft. Bei einer Modernisierung lässt er sich z. B. berechnen aus den jährlichen Einsparungen (z. B. durch geringere Stromkosten, günstigere Wartungsverträge und vermiedene Reparaturen) relativ zu den Investitionskosten. Beispiel: Kostet die Modernisierung 50.000 €, und spart sie jährlich 5.000 € an Betriebskosten, so ergibt sich ein ROI von 10% pro Jahr. Ein ROI > 0 bedeutet, dass sich die Investition über die Zeit bezahlt macht. Viele Betreiber erwarten, dass sich eine Modernisierung innerhalb einiger Jahre amortisiert. In der Praxis hängen ROI und Amortisationsdauer stark von den jeweiligen Umständen ab: Bei einem viel genutzten Bürogebäude mit hohen Energiekosten kann allein ein regenerativer Antrieb den Stromverbrauch um bis zu 40 % senken und über 1.100 € pro Jahr einsparen, was die Zusatzkosten des Antriebs in wenigen Jahren hereinholt. Kommt noch die Reduktion von Störfällen hinzu, kann die Amortisationszeit (Payback Period) für eine Modernisierung durchaus im Bereich 5–10 Jahre liegen, je nach Umfang der Maßnahme. Bei gering genutzten Anlagen (z. B. 4‑stöckiges Wohnhaus) sind die Energieeinsparungen geringer – dort rechnet sich eine Modernisierung eher über vermiedene teure Reparaturen oder den Werterhalt der Immobilie. Ein weiterer Ertrag ist schwer monetär zu fassen: Zufriedene Nutzer/Mieter und Imagegewinn des Gebäudes. Dennoch können auch solche Faktoren (z. B. weniger Mietminderungen oder höheres Mietniveau durch besseren Aufzug) in einer erweiterten ROI-Betrachtung berücksichtigt werden.
Beispielrechnung: Angenommen eine Wohnungsbaugesellschaft überlegt, einen 30 Jahre alten Aufzug zu modernisieren. Kosten der Modernisierung: 40.000 €. Jährliche Einsparungen: Strom 500 € (dank LED und Antrieb), Wartung 1.000 € weniger (neuer Wartungsvertrag günstiger), Reparaturen 1.000 € weniger (durch Gewährleistung und höhere Zuverlässigkeit). Gesamte jährliche Ersparnis: ca. 2.500 €. Die einfache Amortisationsdauer läge hier bei 40.000 / 2.500 = 16 Jahren. Zusätzlich würde die Modernisierung aber Mieteinbußen verhindern, falls der alte Aufzug öfter ausfiel – sagen wir 5 % Mietminderung bei Ausfall pro Jahr = 1.500 € potenziell. Berücksichtigt man dies, sinkt die Amortisationszeit auf ca. 10 Jahre. Natürlich sind solche Rechnungen fallabhängig; häufig werden Barwert- und Kapitalwertmethoden eingesetzt, um Inflation, Zinskosten und Abschreibungen mit einzubeziehen. Als Entscheidungskriterium gilt: Ist der Kapitalwert der Modernisierung über den betrachteten Zeitraum positiv (d.h. die diskontierten Einsparungen übersteigen die Investition), lohnt sich das Projekt wirtschaftlich.
Es liefern LCC-, TCO- und ROI-Analysen dem Betreiber eine fundierte Basis, die finanziellen Auswirkungen einer Modernisierung abzuschätzen. Dabei sollte man konservative Annahmen treffen (z. B. mögliche Kostensteigerungen bei Energie oder Wartung einplanen). Oft zeigt sich, dass Nichtstun teuerer ist als Handeln, besonders wenn man Folgeschäden und Ausfallrisiken einrechnet. Zudem gibt es Fälle, in denen Modernisierungen durch Förderprogramme (etwa für Energieeinsparung oder Barrierefreiheit) unterstützt werden, was die Rentabilität verbessert. Nachdem die Wirtschaftlichkeit bewertet ist, stellt sich die strategische Frage: Soll man modernisieren oder gleich eine neue Aufzugsanlage anschaffen? Das nächste Kapitel behandelt diese Entscheidungsfindung.
Entscheidungskriterien: Modernisierung vs. Neubau
Steht fest, dass Handlungsbedarf besteht, so stellt sich die Grundsatzfrage: Modernisierung der Bestandsanlage oder kompletter Austausch durch einen Neubau? Beide Ansätze haben Vor- und Nachteile, und die Entscheidung hängt von technischen, wirtschaftlichen und situativen Kriterien ab.
Ein zentraler Aspekt ist der technische Zustand und die Restlebensdauer der vorhandenen Komponenten. Bei einer Modernisierung können tragende Strukturen und langlebige Teile oft weiterverwendet werden: Zum Beispiel Schacht, Führungsschienen, Gegengewicht, Kabinenrahmen halten meist über viele Jahrzehnte und zeigen oft kaum Verschleiß. Auch die Kabine selbst kann – sofern sie stabil ist – weiter genutzt werden, ggf. mit neuem Innenausbau. Modernisierung bedeutet primär, die veralteten Komponenten wie Steuerung, Antrieb, Türen, Sicherheitseinrichtungen auszutauschen und so den Aufzug auf den aktuellen Stand zu bringen. Ergebnis ist ein Aufzug, der aktuellen Sicherheitsnormen entspricht und nahezu wie ein Neugerät funktioniert, jedoch die vorhandene Bausubstanz weiternutzt. Das wirtschaftliche Potenzial ist erheblich: Laut Erfahrungen können die Kosten einer Renovierung/Modernisierung etwa halb so hoch sein wie die einer Neuanlage. Zudem verkürzt sich die Realisierungszeit drastisch – oft benötigt eine Modernisierung nur 1–2 Wochen Stillstand, während ein Komplettaustausch 4–6 Wochen oder mehr dauern kann. Die Ausfallzeit im Gebäude ist also bei Modernisierung deutlich geringer, was den Nutzern zugutekommt. Auch logistisch ist ein Neubau aufwendiger: Es müssen alle Altkomponenten ausgebaut und entsorgt werden (Lärm, Staub) und ein komplett neues System installiert werden, was bauliche Anpassungen bedingen kann.
Wann also Neubau? Ein Komplettaustausch ist sinnvoll oder nötig, wenn die bestehende Anlage grundsätzliche Defizite hat, die sich nicht wirtschaftlich durch Modernisierung beheben lassen. Beispiele: Der Aufzug ist bauartlich veraltet (z. B. ein sehr alter Paternoster oder ein Aufzug ohne Schachttüren), so dass er grundlegende Sicherheitsanforderungen nie erfüllen kann – hier wäre ein Neubau die sichere Lösung. Oder die Anlage ist so stark verschlissen (Korrosion an tragenden Teilen, Schachtmarken etc.), dass eine Sanierung teurer würde als neu zu bauen. Auch wenn keine Ersatzteile mehr verfügbar sind und auch Drittanbieter keine Lösungen bieten, kann ein Neubau erwogen werden. Manchmal begrenzen auch bauliche Gegebenheiten die Modernisierungsoptionen: Etwa wenn der vorhandene Schacht zu klein ist für nötige Erweiterungen (allerdings gibt es oft Lösungen, wie in Kapitel 3.5 erwähnt, um Schachtreserven zu nutzen). Ein weiterer Faktor ist die Technologieplattform: Ein sehr altes Aufzugssystem (z. B. von einem Hersteller, den es nicht mehr gibt) lässt sich eventuell nicht modular modernisieren, während ein Neubau auf einer etablierten Plattform langfristig Wartungssicherheit bietet. Schließlich spielen Kostenrelationen eine Rolle: Wird z. B. eine Vollmodernisierung so teuer (> 50–70% eines Neupreises), dass sich für wenig Mehrwert ein fabrikneuer Aufzug bekäme, kann Letzteres attraktiver sein. Allerdings berichten Fachfirmen, dass mit modernen Modulpaketen nahezu jede Altanlage kosteneffizient ertüchtigt werden kann, so dass ein Komplettaustausch technisch nur selten „unvermeidbar“ ist – oft ist es eine Frage des Budgets und der Zukunftsplanung des Gebäudes.
Vorteile der Modernisierung sind neben geringeren Kosten auch Flexibilität und Unabhängigkeit. Bei einer neuen Aufzugsanlage kommt man oft in Herstellerbindung (alle Komponenten aus einer Hand, proprietäre Technik), was zukünftige Ersatzteile und Wartung verteuern kann. Eine Modernisierung lässt sich dagegen so gestalten, dass offene, unverschlüsselte Komponenten eingesetzt werden. Damit kann später jede Fachfirma den Service übernehmen, was die Verhandlungsposition des Betreibers stärkt. Zudem kann man in Zukunft wieder modular modernisieren, während ein Neubau typischerweise erst nach vielen Jahren als Ganzes ersetzt wird. Ökologische Aspekte sprechen ebenfalls für Modernisierung: Es werden Ressourcen gespart, da große Teile weiter genutzt werden – die Umweltbelastung ist laut einer Herstellerangabe nur etwa halb so groß wie bei einer Neuanlage.
Dennoch gibt es Situationen, wo ein Neubau unausweichlich ist: Z. B. wenn nach einem schweren Schaden (Brand, Überschwemmung) die Anlage irreparabel ist, oder wenn durch Umbauten im Gebäude ein völlig anderer Aufzugstyp erforderlich wird (größere Kabine, schnellerer Aufzug, mehr Haltestellen). Auch sehr alte Aufzüge (> 50 Jahre) ohne jegliche Modernisierung könnten so ineffizient und unsicher sein, dass ein Neubau auf lange Sicht sinnvoller ist.
In vielen Fällen lautet die Empfehlung: So viel wie nötig modernisieren, so wenig wie möglich neu bauen. Eine Teilmodernisierung kann gezielt die Hauptprobleme lösen (z. B. Austausch von Steuerung und Antrieb), und später kann man weitere Schritte folgen lassen. Diese Strategie minimiert Aufwand und verteilt Kosten. Umgekehrt sollte man keine halbgaren Lösungen wählen: Wenn die Kernkomponenten (Antrieb, Steuerung) am Ende sind, lohnt es sich, diese komplett zu erneuern, anstatt in kurzlebige Reparaturen zu investieren. Oft bewährt es sich, in einem Aufwasch auch den Antrieb auf eine getriebelose, energieeffiziente Variante umzustellen – so werden alle zentralen Teile „in die Gegenwart geholt“.
Die Entscheidung Modernisierung vs. Neubau will sorgfältig abgewogen sein. Hilfreich ist die Konsultation eines unabhängigen Sachverständigen oder Aufzugsplaners, der die Anlage begutachtet und Optionen neutral vergleicht. Aspekte wie Restnutzungsdauer, Ersatzteilverfügbarkeit, Kompatibilität von Neuteilen mit Altteilen und natürlich Kosten/Nutzen sollten betrachtet werden. Letztlich hängt die Wahl auch vom Anspruch des Betreibers ab: Möchte er für die nächsten 25 Jahre Ruhe und eine quasi neue Anlage (spricht für Komplettaustausch), oder reicht es, die nächsten 10–15 Jahre zuverlässig abzudecken (spricht oft für Modernisierung)? Nicht zuletzt kann auch der Denkmalschutz eine Rolle spielen, z. B. in historischen Gebäuden ist oft die Originalsubstanz der Kabine erhaltenswert – hier ist behutsame Modernisierung gefragt.
Es bietet die Modernisierung in der Mehrzahl der Fälle das bessere Kosten-Nutzen-Verhältnis für Betreiber: etwa 50% niedrigere Gesamtkosten über die Lebensdauer, spürbar geringere Servicekosten und kürzere Ausfallzeiten. Ein kompletter Austausch hingegen ist eine Neuinvestition, die vor allem bei technischen Sackgassen oder gewünschten Technologiesprüngen (z. B. Schacht erstmals einbauen wo keiner war) die Lösung ist. In jedem Fall sollte nicht abgewartet werden „bis nichts mehr geht“ – dies führt sonst zum teuren Not-Neubau unter Zeitdruck, mit langen Ausfallzeiten und hoher Belastung fürs Gebäude. Vorausschauende Betreiber planen Modernisierungen rechtzeitig und Schritt für Schritt.
Technologische Optionen zur Modernisierung
Die Modernisierung eines Aufzugs kann unterschiedliche technologische Komponenten umfassen, je nach Zielsetzung und Zustand der Anlage. Im Kern gibt es vier Hauptbereiche, in denen Modernisierungspakete angeboten werden: Steuerungssysteme, Antriebstechnik, Energieeffizienzmaßnahmen sowie Kabine und Design. Im Folgenden werden diese Bereiche und die typischen Optionen näher erläutert.
Erneuerung der Steuerung und Elektronik
Die Steuerung ist das Gehirn des Aufzugs. Ältere Aufzüge arbeiten oft mit Relaissteuerungen oder veralteten Mikroprozessoren, die weder effizient noch erweiterbar sind. Eine Modernisierungssteuerung nach heutigem Stand bringt zahlreiche Vorteile: Sie erfüllt die aktuellen Sicherheitsnormen (z. B. Türüberwachung, Fehlerspeicher), ist energieeffizienter und vor allem kommunikationsfähig. Neue Steuerungen ermöglichen die Anbindung an Ferndiagnose-Systeme (siehe Kapitel 3.4), unterstützen vorausschauende Wartung durch Sensorintegration und können meist flexibel auf Änderungen programmiert werden. Zum Beispiel lassen sich Haltestellen hinzufügen oder Zugangsberechtigungen (z. B. für bestimmte Etagen) einfacher integrieren. Gruppensteuerungen in Gebäuden mit mehreren Aufzügen sind ein weiterer Aspekt: Eine moderne Gruppensteuerung optimiert die Fahrten und reduziert Wartezeiten. Im Zuge einer Modernisierung können bislang isoliert arbeitende Aufzüge in ein Gruppenmanagement zusammengefasst werden, sofern das Gebäude mehrere Schächte hat. Moderne Steuerungen bieten auch Notlauffunktionen: Bei Stromausfall fahren sie z. B. automatisch die nächste Etage an und öffnen (mit Puffer-Akku), was eine deutliche Komfort- und Sicherheitssteigerung ist. Ein aktuelles Feature ist die Destination Control – hierbei geben Fahrgäste ihr Ziel bereits außen ein, und die Steuerung verteilt die Personen optimiert auf die Kabinen. Dies lässt sich bei einigen Systemen nachrüsten (z. B. Schindler PORT oder KONE Polaris), sofern die Modernisierung die entsprechende Elektronik beinhaltet. Für den Betreiber wichtig: Neue Steuerungen kommen mit mehrjährigen Gewährleistungen und sind oft so ausgelegt, dass Fernwartungsupdates möglich sind, d.h. die Software kann künftig aktualisiert werden. Insgesamt ist die Steuerungserneuerung meist der erste und wichtigste Schritt einer Modernisierung, da sie die Basis legt für weitere Verbesserungen. Sie bringt den Aufzug von der „Vergangenheit in die Gegenwart“ in Bezug auf Intelligenz und Sicherheitstechnik.
Moderne Antriebstechnik
Der Antrieb ist das Herz des Aufzugs. Hier gab es in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte in Bezug auf Effizienz, Platzbedarf und Laufruhe. Eine typische Modernisierungsmaßnahme ist der Austausch eines alten Getriebemotors gegen einen getriebelosen Antrieb. Klassische Treibscheibenaufzüge (Seilaufzüge) aus den 70er/80er Jahren haben häufig einen Motor mit Getriebe. Moderne Gearless-Motoren kommen ohne mechanisches Getriebe aus und sind dadurch energieeffizienter und leiser. Sie haben zudem weniger verschleißanfällige Teile (kein Getriebeöl, keine Zahnradreibung) und benötigen oft weniger Wartung. Ein weiterer Vorteil: Getriebelose Maschinen sind kompakter – sie können manchmal sogar im Schachtkopf untergebracht werden (Stichwort: maschinenraumloser Umbau) oder passen zumindest leichter in vorhandene Maschinenräume. So berichtete ein Hersteller, dass neue Antriebe nur halb so groß sein können wie ältere Modelle. In einer Fallstudie (Klinikum Worms) konnte durch die Modernisierung platzsparende Antriebstechnik eingebaut werden, die problemlos in den vorhandenen Maschinenraum passte. Neben der reinen Motorentechnik ist auch der Antriebskonverter zu beachten: Alte Aufzüge nutzen ggf. 2‑Stufen-Schützansteuerung (ruckartig) oder einfache Thyristorsteller. Heutzutage sind Frequenzumrichter (VVVF) Standard, die den Motor stufenlos und sanft regeln. Ein solcher Umbau bringt deutlich verbesserten Fahrkomfort (weiches Anfahren und Bremsen) und reduziert mechanischen Stress auf Seile und Getriebe (falls Letzteres noch vorhanden bei Teilmodernisierung). Für hydraulische Aufzüge gibt es ebenfalls Modernisierungsmöglichkeiten: Austausch alter Pumpen gegen effizientere Aggregate mit geregelten Ventilen, Einbau von Sanftanlaufsteuerungen oder gar Umrüstung auf stufenlos geregelte Antriebe mit Frequenzumrichter für den Pumpenmotor. Das spart Energie und sorgt für sanftere Fahrt.
Eine interessante Innovation in der Seiltechnik sind flache Tragriemen anstelle konventioneller Stahlseile. Einige Modernisierungspakete (z. B. von Schindler oder Otis) bieten an, die Seile durch beschichtete Stahlriemen zu ersetzen, die leichter, langlebiger und leiser sind. Diese Riemen erzeugen weniger Rollengeräusche und erlauben kleinere Treibscheiben, was den Antrieb weiter verkleinert. So wurden z. B. in einem Krankenhausaufzug Tragriemen nachgerüstet, was den Lauf ruhiger machte und Energie sparte. Für den Betreiber relevant: Neue Antriebe ziehen oft weniger Strom, können kleinere Absicherungen erfordern und produzieren weniger Abwärme (was in engen Schächten die Temperaturprobleme mindert). Außerdem entfallen ggf. Umweltprobleme wie Getriebeöl-Leckagen. Insgesamt erhöht eine Antriebsmodernisierung die Zuverlässigkeit (weniger Pannen), senkt den Stromverbrauch und ermöglicht oft eine höhere Verfügbarkeit der Anlage, da moderne Antriebe Selbstdiagnosen bieten und sanfter arbeiten.
Steigerung der Energieeffizienz
Energieeffizienz ist ein Kernziel vieler Modernisierungen, insbesondere vor dem Hintergrund von Klimaschutz und steigenden Energiekosten. Aufzüge mögen im gesamten Gebäudekontext nicht die allergrößten Verbraucher sein, aber sie laufen oft rund um die Uhr und bieten dadurch durchaus Einsparpotenzial.
Es gibt drei Hauptansätze zur Effizienzsteigerung: regenerative Antriebe, effiziente Beleuchtung und Standby-Management:
Regenerativer Antrieb: Wie in Kapitel 4 erwähnt, kann durch einen sogenannten “Green Drive” beim Treibscheibenaufzug die Bremsenergie zurückgewonnen werden. Normalerweise wird beim Abbremsen oder beim Ablassen schwererer Lasten überschüssige Energie in Widerständen als Wärme „verheizt“. Ein regeneratives Antriebssystem speist diese Energie ins Stromnetz des Gebäudes zurück. Insbesondere bei häufig frequentierten Aufzügen (viele Fahrten pro Jahr, große Förderhöhe) summiert sich so eine deutliche Einsparung. Studien zeigen, dass ab etwa 100.000 Fahrten pro Jahr ein regenerativer Antrieb wirtschaftlich sinnvoll ist. Im Beispiel eines Hochhaus-Aufzugs mit 1.500 kg Traglast und 20 Haltestellen führte ein Regler bei 360.000 Fahrten/Jahr zu 40% weniger Energieverbrauch (~1.100 € Einsparung pro Jahr). Bei geringerer Nutzung (z. B. 30.000 Fahrten) waren es ~16% weniger. Die Entscheidung für Regeneration hängt also vom Nutzungsprofil ab. Dennoch ist der Trend eindeutig: immer mehr Modernisierungspakete enthalten regenerative Module, um Aufzüge “Strom produzieren” zu lassen. Für den Betreiber bedeutet das neben Kosteneinsparung auch eine Reduktion des CO₂-Fußabdrucks – der Aufzug wird Teil der Gebäudeeffizienzstrategie.
Energieeffiziente Beleuchtung: Eine einfache, aber wirkungsvolle Maßnahme ist die Umstellung auf LED-Beleuchtung in Kabine und Schacht. Da nach Norm die Fahrkorbbeleuchtung aus Sicherheitsgründen ständig eingeschaltet sein muss (auch im Standby), machen ineffiziente Leuchtmittel hier unnötige Kosten. Der Einsatz moderner LED-Lampen kann den Stromverbrauch der Kabinenbeleuchtung um bis zu 45% senken. Darüber hinaus haben LEDs eine längere Lebensdauer, so dass Wartungsaufwand für Lampenwechsel sinkt. LEDs bieten auch gestalterische Vorteile (verschiedene Farbtemperaturen, Designoptionen, flache Panels), was in Kap. 6.4 nochmal relevant wird. Viele Modernisierungsprojekte beinhalten daher neue Lichtdecken oder Spots mit LED – oft in Verbindung mit einem Lichtsensor oder Timer, der die Helligkeit reduziert, wenn der Aufzug nicht benutzt wird (manche Systeme dimmen automatisch nach einigen Minuten Stillstand).
Stand-by-Schaltungen: Neben Licht können auch andere Systeme im Ruhezustand abgeschaltet oder gedrosselt werden. Moderne Steuerungen verfügen über Stand-by-Modus für Kabinenlüfter, Anzeigen, und sogar die Antriebselektronik. Beispielsweise kann nach wenigen Minuten ohne Fahrt die Kabinenlüftung ausgehen und Displays abschalten, ohne den Sicherheitsbetrieb zu beeinträchtigen. Diese Leerlaufoptimierung trägt weiter zur Senkung des Gesamtverbrauchs bei – insbesondere in Gebäuden, wo nachts oder über das Wochenende der Aufzug selten benutzt wird. Die Energieeinsparung ist hier individuell, aber zusammengenommen mit Beleuchtung und Antriebsoptimierung lassen sich oft Einsparpotenziale von 20–30% der Gesamtenergie eines Aufzugs realisieren (bei umfassender Modernisierung).
Darüber hinaus existieren weitere innovative Ideen: Solarantrieb für Aufzüge in gering genutzten Gebäuden (Solarmodule speisen einen Teil des Stroms), Energiespeicher für Aufzüge (Regenerationsenergie wird in Batterien zwischengespeichert – interessant bei Gebäuden ohne Rückspeisungsmöglichkeit), und intelligentes Fahrmanagement, das bei geringem Verkehr den Aufzug z. B. in einen Ruhezustand versetzt (ähnlich “sleep mode”).
Es lohnt sich für Betreiber, die Energieeffizienzklasse ihres Aufzugs im Auge zu behalten – Normen wie VDI 4707 bzw. ISO 25745 kategorisieren Aufzüge von A (sehr effizient) bis G (ineffizient). Eine Modernisierung kann die Klasse deutlich verbessern (z. B. von E auf B) durch obige Maßnahmen. Angesichts steigender Anforderungen an “grüne Gebäude” (Stichwort ESG-Kriterien) ist dies auch aus Image- und Vermarktungsgründen relevant. Kapitel 9 geht noch genauer auf Nachhaltigkeit und CO₂-Reduktion ein.
Kabinenmodernisierung, Design und Komfort
Neben Technik und Energie sollte eine umfassende Modernisierung stets die Kabine und Nutzerschnittstelle einschließen. Die Kabinenausstattung beeinflusst das Sicherheitsempfinden und den Komfort der Fahrgäste unmittelbar. Eine veraltete Kabine mit abgewetzten Wänden, flackerndem Neonlicht und klapprigen Türen kann selbst nach Austausch von Antrieb und Steuerung das Erlebnis trüben – und umgekehrt: eine moderne Kabine schafft Vertrauen in die Anlage.
Typische Modernisierungsmaßnahmen in diesem Bereich sind:
Wände und Decke: Erneuerung der Wandpaneele (z. B. Edelstahl, Glas, Laminat), Einbau einer neuen Deckenverkleidung mit LED-Beleuchtung, ggf. Spiegel an der Rückwand. Dies kann den Aufzug heller, geräumiger und einladender wirken lassen. In denkmalgeschützten Gebäuden wird dabei oft der historische Stil nachempfunden, in modernen Gebäuden setzt man auf hochwertige Materialien.
Boden: Austausch des Bodenbelags (etwa auf rutschfeste Stein- oder Vinylböden). Ein frischer Boden erhöht die Sicherheit und Ästhetik.
Bedien Tableaus (Tableaus): Ersatz der alten Schalter durch neue, normgerechte Bedienfelder. Moderne Tableaus verfügen über klare Tasten mit Brailleschrift, taktile Etagenmarkierungen und oft ein Display für Fahrtrichtung/Etage. Auch Sprachansagen können integriert werden (für Blinde oder allgemein Komfort). Die Taster sind beleuchtet und verschleißfest; im Zuge der Digitalisierung können sie auch mit Funktionen wie Zutrittskontrolle (Kartenleser) oder Notruffunktionen (Sprechstellen) ausgestattet sein.
Türsystem: Falls bislang manuelle Schachttüren (Drehtüren) vorhanden sind, kann eine große Verbesserung erreicht werden, indem man auf automatische Teleskoptüren umrüstet. Das erhöht Barrierefreiheit und Sicherheit. Selbst bei vorhandenen Automatiktüren lohnt sich ggf. der Austausch des Türantriebs und der Lichtschranken. Moderne Türantriebe arbeiten leiser und zuverlässiger; neue Lichtvorhänge statt einzelner Lichtschranken bieten einen umfassenden Schutz über die Türhöhe und vermeiden Einklemmen.
Komfort-Extras: Einbau von Handläufen, Klappsitzen (in Krankenhäusern oder Wohngebäuden für Gehbehinderte sinnvoll), oder Klimatisierung (Lüfter, in seltenen Fällen Kühlung) kann Teil einer Modernisierung sein. Auch Multimedia-Displays (etwa kleine Bildschirme für Infos oder Werbung) werden zunehmend in Aufzüge integriert – diese benötigen aber Netzwerkanschluss und Strom, was mit der Steuerung abgestimmt sein muss.
All diese Design-Maßnahmen tragen zu einer Aufwertung der Immobilie bei und vermitteln den Nutzern Sicherheit. Gerade im öffentlichen oder hochwertigen gewerblichen Bereich ist eine zeitgemäße Optik auch ein Imagefaktor. Aus Betreiberperspektive sind solche Maßnahmen meist gleich mit zu erledigen, da der Aufzug während technischer Arbeiten ohnehin stillsteht. Die Kosten der rein optischen Modernisierung sind vergleichsweise gering im Verhältnis zum technischen Teil, haben aber großen Effekt auf die Zufriedenheit.
Nicht zu vergessen ist die Barrierefreiheit: Eine Modernisierung bietet die Chance, ältere Aufzüge an heutige Anforderungen für Personen mit Einschränkungen anzupassen. Gemäß EN 81-70 sollten z. B. Kabinen eine Mindestgröße (für Rollstühle) aufweisen, die Türöffnung ausreichend breit (mind. 80 cm, besser 90 cm) und die Bedienelemente in Höhe und Gestaltung behindertengerecht sein. Viele Aufzugsschächte erlauben es, durch clevere Umbauten eine größere Kabine zu installieren oder mindestens die Türbreite zu erhöhen. Ein Fallbeispiel zeigte, dass im Zuge einer Modernisierung in einem Bestandschacht breitere Türen realisiert wurden, indem dünnere Kabinenwände und ein versetzter Türantrieb eingesetzt wurden. Auch das Nachrüsten eines Sprachausgabe-Moduls (Ansage von Stockwerk, Türöffnung etc.) verbessert die Nutzung für Sehbehinderte enorm und ist bei modernen Steuerungen als Option vorhanden. Darüber hinaus gibt es technische Lösungen wie fahrbare Kabinentableaus oder spezielle behindertengerechte Steuerungen (z. B. länger offen haltende Türen bei bestimmten Rufen, Automatikruf für Feuerwehr oder Pfleger).
Es sei erwähnt, dass es modulare Modernisierungssysteme vieler Hersteller gibt, die Pakete für Technik-Update und Design vereinen. So bietet z. B. Schindler ein Smart MRL-Paket mit neuem Antrieb, Steuerung und Tableau an, oder TK Elevator (ThyssenKrupp) das synergy-Modernisierungspaket, das getriebelosen Antrieb plus LED-Licht in einem vorsieht. Dadurch kann man sicher sein, dass alle Komponenten zueinander passen und der Umbau zügig erfolgt. In jedem Fall sollte der Modernisierungsumfang mit Blick auf das Zielniveau festgelegt werden: Soll der Aufzug praktisch neuwertig sein (dann alle vier Bereiche angehen) oder genügen einzelne Upgrades? Oftmals werden Teilmodernisierungen durchgeführt, z. B. erst Technik, später Kabine – je nach Budget. Doch wie Kap. 3 zeigte, ist es betriebswirtschaftlich und nachhaltig sinnvoll, regelmäßige Investitionen zu tätigen, statt bis zum Totalschaden zu warten.
Planung, Durchführung und Ausschreibung von Modernisierungsprojekten
Die Modernisierung einer Aufzugsanlage ist ein anspruchsvolles Projekt, das gründliche Planung und professionelle Umsetzung erfordert. Betreiber sollten strukturiert vorgehen – angefangen bei der Zieldefinition bis zur Abnahme. Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die Best Practices in Planung, Durchführung und Vergabe/Ausschreibung.
Projektplanung und Vorbereitung
Zu Beginn steht die Bedarfsanalyse: Welche Ziele sollen erreicht werden (Sicherheit, Zuverlässigkeit, Komfort, Energieeinsparung, Barrierefreiheit)? Welche Indikatoren (Kap. 3) liegen vor? Oft hilft es, einen Sachverständigen oder Fachplaner hinzuzuziehen, um den Ist-Zustand zu bewerten und einen Modernisierungsvorschlag zu erarbeiten. Dieser Experte kann auch eine Kostenschätzung liefern.
Wichtig ist, frühzeitig interne Rahmenbedingungen zu klären:
Budget: Wie viel Kapital steht zur Verfügung? Gibt es ggf. Fördermittel (z. B. für Barrierefreiheit oder Energieeffizienz), die beantragt werden können? Ein klarer Budgetrahmen ist essenziell.
Zeitfenster: Wann kann die Modernisierung durchgeführt werden? In Bürogebäuden bietet sich z. B. die Ferienzeit an, in Wohngebäuden Sommermonate (weniger Heizungsabhängigkeit). Es ist zu bedenken, dass Lieferzeiten für Aufzugskomponenten relativ lang sein können – derzeit oft 16–20 Wochen nach Auftrag. Dieser Vorlauf muss eingeplant werden. Dann kommen die eigentlichen Umbauarbeiten mit einigen Wochen Stillstand (dazu gleich mehr).
Nutzung während Ausfall: Gibt es Ersatzlösungen, wenn der Aufzug temporär außer Betrieb ist? In Gebäuden mit mehreren Aufzügen kann man nacheinander modernisieren, um immer mindestens einen in Betrieb zu haben. In Gebäuden mit nur einem Aufzug müssen Vorkehrungen getroffen werden: Können gehbehinderte Bewohner vorübergehend woanders untergebracht werden? Braucht es einen Portierservice für schwere Lasten in der Zeit? Hier sind Kreativität und Kommunikation mit den Nutzern wichtig. In Krankenhäusern plant man z. B. Modernisierungen schrittweise, um den Klinikbetrieb nicht zu stören (Nachts oder am Wochenende werden Arbeiten gemacht, Aufzüge nacheinander modernisiert).
Besondere Anforderungen: Müssen während der Modernisierung Aufzugswärter gestellt werden? Wie wird der Notfallplan angepasst (z. B. falls Personen eingeschlossen sind und der Aufzug nicht läuft)? Solche Fragen gehören in die Planung.
Vor der Ausschreibung ist es hilfreich, eine Leistungsbeschreibung zu erstellen. Darin sollten alle gewünschten Maßnahmen und Rahmenbedingungen festgehalten sein: z. B. „Austausch Steuerung, Antrieb, Motor, Einbau Frequenzumrichter, Erneuerung Kabine inkl. Türen und Tableaus, Notrufsystem nach EN 81-28, Barrierefrei nach EN 81-70, Ausführung bis spätestens [Datum], Gewährleistung mind. 24 Monate.“ Je klarer die Anforderungen, desto vergleichbarer die Angebote.
Ausschreibung und Vergabe
Bei Modernisierungen ist es üblich, mehrere Angebote von Fachfirmen einzuholen – zumindest wenn es sich nicht um einen Servicevertrag mit dem bestehenden Hersteller handelt. In Deutschland sind viele kleinere und mittlere Aufzugsfirmen auf Modernisierung spezialisiert, neben den großen Herstellern. Eine Ausschreibung (insbesondere bei öffentlichen/größeren Auftraggebern) sollte neutral formuliert sein, um Wettbewerb zu ermöglichen.
Wichtige Punkte in der Ausschreibung bzw. Angebotsbewertung sind:
Technisches Konzept: Welche Komponenten schlägt die Firma vor? Entsprechen sie den gewünschten Normen (z. B. DIN EN 81-20/50)? Werden offene Schnittstellen verwendet oder proprietäre Systeme? (Tipp: In der Ausschreibung betonen, dass unverschlüsselte, frei verfügbare Komponenten gewünscht sind, um Abhängigkeiten zu vermeiden.)
Umfang und Optionalpositionen: Genaue Angabe, ob z. B. Schachtarbeiten inklusive sind, wer den Notruf aufschaltet, ob Malerarbeiten anfallen usw. Oft werden Pauschalen angeboten, aber der Teufel steckt im Detail – Klarheit im Voraus verhindert Nachträge.
Zeitplan: Vorgaben zur maximalen Stillstandszeit und zum Fertigstellungstermin sollten vertraglich festgehalten werden. Beispielsweise kann man definieren, dass die Ausfallzeit maximal 2 Wochen betragen darf (ggf. Vertragsstrafe bei Überschreitung). Realistisch sind bei Teilmodernisierung 2–4 Wochen, bei Vollmodernisierung bis ~8 Wochen je nach Komplexität.
Referenzen und Gewährleistung: Bei Angebotsvergleich beachten, ob die Firma Erfahrung mit ähnlichen Projekten hat (z. B. Referenzprojekte in gleichartigen Gebäuden). Gewährleistungsfristen auf die neuen Teile sollten mindestens 2 Jahre betragen, besser 5 Jahre bei kritischen Komponenten. Teilweise bieten Hersteller erweiterte Garantien an, was Vertrauen schafft.
Preis und Folgekosten: Natürlich spielt der Preis eine Rolle. Allerdings sollte man auch die Folgekosten im Blick haben: Bietet der Anbieter einen günstigen Wartungsvertrag nach Modernisierung? Können bestehende Wartungsverträge sondergekündigt werden bei Modernisierung (oft ja)? Hier lohnt es sich, Paketangebote (Modernisierung + x Jahre Wartung) anzuschauen. Außerdem: Was passiert mit den Altteilen – sind Ausbau und Entsorgung inklusive? Werden diese ggf. vergütet (Schrottwert)?
Wenn die Angebote vorliegen, empfiehlt sich eine qualitative Wertung: Nicht automatisch das billigste nehmen, sondern schauen, welches das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Eventuell kann man in Verhandlung treten und z. B. gewisse Optionen streichen oder hinzufügen. Hat man einen Aufzugsplaner, kann dieser bei der Auswertung unterstützen.
Die Vergabe erfolgt dann an den ausgewählten Auftragnehmer, und es wird ein Werkvertrag geschlossen. Wichtig im Vertrag sind neben Preis und Leistung vor allem Vertragsstrafen/Klauseln bei Terminüberschreitung (da Ausfallzeiten kritisch sind) und klare Abnahmekriterien (siehe Durchführung).
Durchführung und Abnahme
Vor Beginn der Arbeiten ist eine fein abgestimmte Terminplanung zu machen. Alle Beteiligten (Aufzugsfirma, ggf. Baugewerke, Gebäudemanagement) müssen informiert sein. Im Gebäude selbst sollten die Nutzer rechtzeitig mit Aushängen informiert werden, wann der Aufzug außer Betrieb ist und welche Alternativen es gibt. Ggf. organisiert man Hilfsdienste für mobilitätseingeschränkte Personen währenddessen.
Die Modernisierungsarbeiten laufen typischerweise in folgenden Meilensteinen ab:
Baustelleneinrichtung und Sicherungsmaßnahmen: Absperrung des Arbeitsbereichs (meist vor Aufzugstüren jeder Etage), Aufbau eines Baustellenaufzugs oder Flaschenzugs falls nötig, Anbringen von Warnschildern. Abschaltung der Anlage und spannungsfrei Schalten.
Demontage der Altkomponenten: Ausbau der alten Steuerung, Antrieb, ggf. Kabinenaushang zur Erneuerung der Kabine, Ausbau alter Türen etc.. Die Altteile werden meist sofort entsorgt oder in Container zwischengelagert (es entsteht Sperrmüll, Altmetall – hier auf umweltgerechte Entsorgung achten, z. B. Getriebeöl als Sondermüll).
Lieferung der Neuteile: Just-in-time Anlieferung der neuen Maschine, Schaltschrank, Türflügel usw. (Lagerflächen im Gebäude einplanen).
Montage und Verkabelung: Einbau des neuen Antriebs ins Maschinenraumfundament oder Schachtkopf, Installation der neuen Steuerung (Schaltschrank anschließen), Verlegen neuer Kabel und Sensoren (z. B. Türkontakte, Etagengeber). Einbau neuer Türantriebe in Schacht und Kabine, Montage neuer Kabinenteile falls vorgesehen. Diese Phase erfordert erfahrene Montageteams und ggf. zusätzliche Elektriker.
Inbetriebnahme-Vorbereitung: Programmierung der Steuerung, Abgleich aller Sicherheitseinrichtungen, mehrfaches Probefahren. Hierzu wird der Aufzug meist zunächst im Langsamgang getestet, alle Endschalter, Notbremsen etc. geprüft.
Abnahme durch ZÜS: Bevor der modernisierte Aufzug wieder Personen befördern darf, muss eine Abnahmeprüfung durch die Zugelassene Überwachungsstelle erfolgen. Diese prüft, ob der Umbau den Vorschriften entspricht (im Prinzip ähnlich wie eine Wiederinbetriebnahme-Prüfung). Typische Prüfpunkte: Funktion des Notrufs, Bremsen, Geschwindigkeitsbegrenzer, Türschließkräfte, Fahrkorbabsicherung, neue Sicherheitsbauteile mit CE-Kennzeichnung etc. Wenn alles ok ist, wird ein Abnahmebericht erstellt und die Prüfplakette in der Kabine aktualisiert.
Übergabe an den Betreiber: Nach bestandener ZÜS-Abnahme wird die Anlage dem Betreiber übergeben. Ein Übergabeprotokoll dokumentiert die übergebenen Dokumente (neuer Schaltplan, Konformitätserklärung für die Modernisierung, Notbefreiungsanleitung, Wartungsanweisungen etc.). Außerdem sollte der Betreiber oder sein Vertreter eine Einweisung erhalten in neue Funktionen (z. B. digitales Notrufsystem, ggf. Fernüberwachungstool).
Während der Durchführung ist zu beachten, dass sie oft nicht ohne Störungen für das Gebäude abläuft. Es entsteht Lärm (Bohren, Hämmern, Schweißen) und Schmutz (Staub beim Bohren etc.). Die Aufzugsfirma sollte Schutzmaßnahmen ergreifen, z. B. Planen auf Böden auslegen, Staubschutzwände, regelmäßige Reinigung. Dennoch lassen sich Beeinträchtigungen nicht völlig vermeiden, was den Kommunikationsaspekt hervorhebt: Nutzer vorwarnen und um Verständnis bitten.
Nach Fertigstellung empfiehlt es sich, eine Nachbefragung bzw. Analyse zu machen: Wurden alle Ziele erreicht? Wie zufrieden sind die Nutzer mit dem modernisierten Aufzug? Diese Erkenntnisse helfen bei künftigen Projekten oder falls Nachjustierungen nötig sind (z. B. Feintuning der Steuerung, falls es anfangs zu Kinderkrankheiten kommt).
Zusammenfassend lautet die Devise: „Gute Planung ist die halbe Miete.“ Ein Modernisierungsprojekt sollte technisch und organisatorisch professionell vorbereitet werden, dann vermeidet man teure Verzögerungen oder Überraschungen. Die Ausschreibung sollte transparent und anforderungsgenau sein, um passende Angebote zu erhalten. Die Durchführung wiederum erfordert erfahrene Aufzugstechniker und ggf. Begleitung durch einen Sachverständigen, der im Zweifel die Qualität kontrolliert. Mit dieser Herangehensweise lässt sich auch eine umfangreiche Modernisierung – wie in folgendem Kapitel gezeigt – im laufenden Betrieb und zur Zufriedenheit aller bewältigen.
Nachhaltigkeit und CO₂-Reduktion durch Modernisierungen
Angesichts von Klimawandel und Ressourcenknappheit gewinnen nachhaltige Strategien im Gebäudemanagement stark an Bedeutung. Modernisierung von Aufzügen leistet hierzu einen wichtigen Beitrag, indem sie Energie einspart, Ressourcen schont und die Lebensdauer der Anlagen verlängert.
Der offensichtlichste Hebel ist die bereits diskutierte Energieeffizienz: Ein modernisierter Aufzug verbraucht oft erheblich weniger Strom als ein alter. Gründe sind der Einsatz energiesparender Antriebe (mit Regeneration), LED-Licht und intelligenter Steuerung mit Stand-by-Modus. Die CO₂-Emissionen, die mit dem Stromverbrauch des Aufzugs verbunden sind, reduzieren sich entsprechend. Beispiel: Durch Rückspeisung kann man – je nach Nutzung – jährlich hunderte Kilowattstunden einsparen. Hochgerechnet auf viele modernisierte Aufzüge ergibt das eine spürbare Entlastung der Stromnetze und geringeren Ausstoß von Treibhausgasen (vorausgesetzt, der Strommix enthält fossile Anteile). Einige Hersteller werben damit, dass ihre Modernisierungspakete einen Aufzug von Energieeffizienzklasse D/E auf B oder sogar A verbessern können, was 20–50% weniger Energie bedeutet. Gerade Aufzüge in öffentlichen Gebäuden, die viel laufen, haben hier ein Potenzial, den ökologischen Fußabdruck des Gebäudes zu verringern.
Noch bevor der Aufzug aber Strom verbraucht, steckt graue Energie in seiner Herstellung. Hier punktet die Modernisierung deutlich gegenüber einem Komplettaustausch: Durch Weiternutzung großer Komponenten (Schacht, Kabine, Gegengewicht, oft auch Schienen) wird Material und Herstellungsenergie eingespart. Stahl, der nicht neu produziert werden muss, spart enorm CO₂ ein. Ein Hersteller (Hydroware) beziffert die Umweltbelastung bei Modernisierung auf etwa die Hälfte einer Neuanlage. Das Konzept der Kreislaufwirtschaft wird unterstützt: Wiederverwendung statt Wegwerfen. Der Hydraulikspezialist Hydroware betont, dass ihre Vision ist, Aufzüge langfristig nachhaltig zu gestalten, indem Finanzen mit Wiederverwendbarkeit und Recycling kombiniert werden. So können Aufzüge theoretisch so lange leben wie das Gebäude selbst – mit mehreren Modernisierungszyklen, aber ohne kompletten Neubau.
Weiterhin ist die Entsorgung von Altteilen ein Thema: Bei Modernisierung fällt weniger Abfall an als bei Totalersatz. Kritische Stoffe – z. B. alte Motoren mit asbesthaltigen Bremsbelägen (in sehr alten Anlagen) oder PCB-haltige Elektronik – können gezielt ausgebaut und umweltgerecht entsorgt werden, während alles andere bestehen bleibt. Dadurch wird der Sondermüll minimiert. Außerdem vermeidet man baulichen Abbruch (bei Neubau müsste evtl. der Schacht angepasst werden, was Bauschutt erzeugt).
Ein modernisierter, zuverlässiger Aufzug trägt auch zur sozialen Nachhaltigkeit bei: Er ermöglicht älteren oder eingeschränkten Menschen die Teilhabe (Stichwort Barrierefreiheit), reduziert Stress und Unfälle (weniger Leute müssen Treppen schleppen etc.). Und nicht zuletzt: Wenn Aufzüge effizienter arbeiten, können Gebäude besser in Green Building-Zertifizierungen abschneiden (LEED, BREEAM etc. vergeben Punkte für energieeffiziente Fördertechnik).
Ein spezifischer Nachhaltigkeitstrend ist die Integration der Aufzüge ins Energie- und Gebäudemanagement. Z. B. kann die rückgespeiste Energie bei großen Anlagen in das Gebäude-Stromnetz eingekoppelt werden und andere Verbraucher versorgen (ein Beitrag zur Lastspitzenkappung). In Verbindung mit Energiespeichern könnten Aufzüge sogar Teil eines Notstrom- oder Puffersystems werden. Dies sind zwar Zukunftsvisionen, aber modernisierte (digitalisierte) Aufzüge sind dafür die Voraussetzung. Ebenso ermöglichen IoT-überwachte Aufzüge eine bedarfsgerechte Wartung: Es wird gewartet, wenn nötig, nicht stur nach Kalender. Das vermeidet unnötigen Teiletausch und Fahrten, was wiederum Ressourcen spart.
Zu erwähnen ist auch die Reduktion von Emissionen wie Lärm: Neue Antriebe sind leiser, was gerade in Wohngebäuden die Lebensqualität steigert. Ein moderner Aufzug darf in angrenzenden Wohnungen kaum lauter sein als ein Kühlschrank – alte Aufzüge überschreiten das bisweilen deutlich. Durch Modernisierung (z. B. schallschluckende Aufhängungen, vibrationsärmere Motoren) sinkt die Lärmbelastung, ein Umweltfaktor im weiteren Sinne.
In Summe leistet die Aufzugsmodernisierung einen Beitrag zur ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit. Sie schont Ressourcen durch verlängerte Nutzungsdauer, senkt den Energiebedarf und erhöht Komfort und Sicherheit für die Nutzer. Für Gebäudebetreiber ist es auch aus Nachhaltigkeitssicht sinnvoll, Aufzüge proaktiv zu modernisieren und in Sanierungsoffensiven (z. B. energetische Sanierung eines Gebäudes) den Aufzug mit einzubeziehen. Nur so erreicht man eine ganzheitlich effiziente Immobilie, in der kein Anlagenteil den Fortschritt ausbremst.
Ausblick: Zukünftige Trends (IoT, Predictive Maintenance, barrierefreie Smart Mobility)
Die Aufzugsbranche erlebt im Zuge der Digitalisierung und sich wandelnder Mobilitätsbedürfnisse einen starken Wandel.
Modernisierungen der Zukunft werden sich zunehmend an folgenden Trends ausrichten:
Internet of Things (IoT) und Big Data: Wie bereits in Kap. 3.4 erwähnt, werden Aufzüge immer stärker vernetzt. Zukünftig könnten alle relevanten Komponenten eines Aufzugs via Sensorik überwacht und die Daten in Echtzeit ausgewertet werden. Bereits heute sammeln Systeme wie Otis ONE oder Schindler Ahead Daten von Millionen Aufzügen weltweit. In Zukunft könnten diese Daten genutzt werden, um Betriebsabläufe zu optimieren, etwa durch KI-gestützte Algorithmen, die den Verkehr im Gebäude antizipieren (z. B. erkennt der Aufzug anhand von Ausweis- oder Smartphone-Daten, wenn sich viele Personen dem Gebäude nähern, und stellt sich darauf ein). Modernisierung wird in ein paar Jahren wohl standardmäßig bedeuten, den Aufzug ans Internet anzuschließen – etwa über ein 5G/LTE-Modul – um ihn in die Smart Building Cloud zu integrieren. Damit könnte der Betreiber jederzeit den Status abrufen, Störungen lokalisieren, Nutzungsstatistiken einsehen (für Kapazitätsplanung) und mehr. Software-Updates Over-the-Air wären möglich, sodass Verbesserungen in Steuerungssoftware ohne vor Ort Eingriff eingespielt werden könnten.
Predictive Maintenance (vorausschauende Wartung): Dieser Bereich wird besonders profitieren. Durch Machine Learning können Muster in den Sensordaten erkannt werden, die auf künftige Probleme hindeuten – z. B. eine leicht erhöhte Vibrationsamplitude der Kabine könnte auf beginnenden Verschleiß eines Führungsstangens deuten. Anstatt nach festem Turnus zu warten, wird der Servicetechniker genau dann gerufen, bevor ein Bauteil ausfällt. Dies minimiert Ausfallzeiten nahezu vollständig und optimiert die Lebensdauer jedes Bauteils. Einige Hersteller sprechen davon, dass ihre KI-Systeme schon heute einen Großteil der Störungen vorhersagen können. In Zukunft könnten auch selbstheilende Systeme kommen: Aufzüge, die bei erkannten Anomalien ihre Betriebsparameter selbst anpassen, um weiter sicher zu laufen, bis der Techniker kommt (ähnlich wie heutige Autos in den Notlauf gehen). Für Betreiber wird das ein Segen sein: Man muss sich praktisch nicht mehr um die Aufzüge kümmern, sondern bekommt präventive Serviceangebote, was die Instandhaltung planbar und effizient macht. Modernisierungen werden also verstärkt Komponenten umfassen, die diese Vernetzung und Sensorik beinhalten – z. B. intelligente Motorcontroller, smarte Türsensoren etc.
Künstliche Intelligenz in der Steuerung: Auch die Steuerungsalgorithmen selbst könnten durch KI verbessert werden. Klassisch arbeiten Aufzüge mit fest programmierten Algorithmen (Kollectivsteuerung, FIFO etc.). Zukünftig denkbar sind lernende Aufzugsteuerungen, die z. B. selbstständig Verkehrsströme im Gebäude lernen (wann ist viel los, wo wird häufiger angefordert) und ihre Strategie optimieren. Gerade in Gebäuden mit vielen Aufzügen (Hochhäuser, große Firmenzentralen) kann AI-basierte Steuerung Wartezeiten weiter reduzieren und Energie sparen (z. B. indem unnötige Leerfahrten vermieden werden). Eine Modernisierung in 10–20 Jahren könnte daher das Upgrade auf eine AI-Steuerungssoftware bedeuten.
Smart Mobility und Integration: Der Begriff barrierefreie Smart Mobility deutet darauf hin, dass Aufzüge Teil eines größeren, intelligenten Mobilitätskonzeptes werden. Beispiele: Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln – etwa könnte der Aufzug wissen, wann der Bus ankommt, der viele Leute bringt, und entsprechend die Kapazität bereitstellen. Oder im Parkhaus ruft das Auto (bzw. dessen Connected-Car-System) schon den Aufzug, damit der Fahrer nahtlos vom Auto zum Büro kommt. Smartphone-Integration ist ein weiterer Trend: Bereits jetzt bieten Hersteller Apps an, mit denen man Aufzüge rufen kann oder Zugangscodes verwaltet. In Zukunft könnte das Smartphone als persönlicher Fahrstuhlassistent dienen, z. B. automatische Aufzugszuweisung basierend auf dem Ziel, das im Kalender steht (der Aufzug fährt automatisch ins gebuchte Konferenzgeschoss, wenn man das Gebäude betritt). Für Barrierefreiheit heißt das: Menschen mit Behinderung könnten personalisierte Einstellungen haben (z. B. ein Sehbehinderter bekommt automatisch Sprachansagen aktiviert, wenn sein Smartphone dem Aufzug signalisiert, dass er da ist).
Verbesserte Barrierefreiheit: Neben den genannten technischen Hilfen (Sprachansagen, Apps) wird es auch mechanisch Fortschritte geben. Eventuell entstehen variable Kabinengrößen – es gibt Konzepte für modulare Kabinen, die sich je nach Bedarf vergrößern können (allerdings noch Zukunftsmusik). Realistischer sind bodenlose Niveauunterschiede: Die EU diskutiert, Aufzugshalte noch präziser zu machen und ggf. Türschwellen ganz zu eliminieren. Modernisierungen könnten dann beinhalten, die Nivellierung auf ein paar Millimeter Genauigkeit zu bringen, evtl. mit Sensorunterstützung.
Neue Antriebstechnologien: Langfristig könnten lineare Antriebe (Magnetschwebetechnik wie beim MULTI-System von TK Elevator) in den Markt dringen. Diese erlauben horizontale Bewegung und Schachtsharing. Für Bestandsgebäude ist das zwar kaum nachrüstbar, aber denkbar wären kleinere lineare Antriebe für Kurzstrecken (z. B. Aufzüge ohne Seile). Eher relevant für Modernisierung: Hocheffiziente Materialien (Karbonseile, die leichter sind als Stahl; neue Bremswerkstoffe ohne Verschleiß) – solche Innovationen könnten als Upgrade kommen. Auch Batterie-Puffer: Aufzüge, die bei Stromausfall eine Weile aus Batterie laufen können, um Menschen sicher rauszubringen oder sogar weiter zu fahren – diese Technik könnte Standard werden.
Nachhaltigkeits-Trend: In Zukunft wird es noch stärker darum gehen, Aufzüge klimaneutral zu betreiben. Das könnte bedeuten, dass Modernisierungspakete Solarmodule auf dem Dach einschließen oder Aufzüge, die z. B. Bremsenergie in ein Gebäude-Batteriesystem speisen, das auch andere Geräte versorgt. Denkbar ist auch die Zertifizierung modernisierter Aufzüge mit einem CO₂-Label, um Betreibern Anreize zu geben, alte Energiefresser zu modernisieren.
Regulatorische Entwicklungen: Vorschriften entwickeln sich weiter – z. B. wird die Barrierefreiheit vermutlich EU-weit Pflicht für alle öffentlich zugänglichen Aufzüge in naher Zukunft (d.h. Betreiber müssen nachrüsten). Ebenso könnten strengere Effizienzvorgaben kommen. Es ist zu erwarten, dass Normen wie EN 81-80 fortgeschrieben werden und noch mehr Sicherheitseinrichtungen fordern (z. B. Aufzüge müssen sich im Störfall automatisch zur nächsten Haltestelle bewegen können etc.). Modernisierung wird also nicht ausgehen – im Gegenteil, mit jeder Normrevision ergeben sich neue Upgrade-Pflichten oder -Empfehlungen.